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Telefon-Notruf im Mitternacht

Patientenverfügung

Weiterlesen! Denn: Wegklicken kann fatale Folgen haben. Dr. med. Christian Larsen erklärt warum es eine Patientverfügung braucht – aus Patienten- und aus Arztsicht.

Kurz vor Mitternacht klingelt das Telefon. Am Apparat ist die Intensivstation eines grossen norddeutschen Krankenhauses. Der Dienstarzt spricht mit ruhiger und freundlicher Stimme: „Es tut mir leid, ihnen mitteilen zu müssen...“. Meine Tante, 85, alleinstehend, lebt selbständig in ihrem schmucken Ziegelhaus, letzte Woche hatten wir noch miteinander telefoniert. Jetzt erfahre ich vom Arzt „sie sei unerwartet zusammengebrochen, Notfallambulanz, die Reanimation sei im vollen Gang, bisher leider erfolglos...“ Das bedeutet: Elektroschock, Herzmassage, künstliche Beatmung, Notfall-Herzkatheter, Schläuche überall, Medikamente ...

Rückblende: Vor vier Jahren hatte ich meine Tante nahezu genötigt, eine Patientenverfügung zu machen. Sie war ziemlich taub in dieser Sache! Das sei kein erfreuliches Thema, das sei noch zu früh, vielleicht ein anderes Mal usw. Gott sei Dank hat sie schlussendlich eingewilligt: Wir sind Punkt für Punkt die Patientenverfügung durchgegangen. Als Arzt konnte ich ihr in Ruhe erklären, was die einzelnen medizinischen Massnahmen im Detail bedeuten und wie sie sich auf die Lebensqualität im Überlebensfall auswirken: Reanimation, Herzlungenmaschine, Antibiotika, künstlicher Ernährung, Organspende, Autopsie ...

Dank der gültigen Patientenverfügung konnte ich eine klare Ansage machen, die Wiederbelebungs-Massnahmen wurden eingestellt. Der Arzt in Nachgespräch: „Ihre Tante hätte eh keine Chance gehabt. Herzstillstand – kein Kammerflimmern. Vermutlich grosser Herzinfarkt. Und wenn, dann wäre sie mit Sicherheit ein schwerer Pflegefall geworden.“ Und genau dies wollte meine Tante auf keinen Fall.

Schweizerische Ärztezeitschrift: In dem Artikel geht es um sechs Qualitätsindikatoren in der Arztpraxis. Einer davon lautet: „Anteil der Patienten, die eine Patientenverfügung hinterlegt haben.“ Ich nehme diesen Artikel gleich zu Beginn des noch jungen Jahres zum Anlass für ein flammendes Plädoyer PRO PATIENTENVERFÜGUNG:

„Der richtige Zeitpunkt ist immer Jetzt! Nicht später oder vielleicht. Am besten zusammen mit den Arzt Ihres Vertrauens. Es braucht einen inneren Ruck, danach fühlen Sie sich besser! Erstens weil Sie danach besser wissen, was Sie wollen und was nicht. Und zweitens, weil Angehörige und medizinisches Personal Ihre Wünsche kennen, respektieren und umsetzen können – sollte der Fall der Fälle eintreten.“

Ich weiss, kein guter Schlusssatz. Dafür ein wirklich sinnvoller Vorsatz! Ich wünsche ein gesundes und gelingendes Neues Jahr

Dr. Christian Larsen erkärt in knapp 3 Minuten den Sinn und Zweck einer Patientenverfügung

Christian Larsen
Januar 2022

PS. Auf Wunsch helfe ich gerne im Rahmen meiner Sprechstundentätigkeit beim Ausfüllen der Patientenverfügung. Sie erreichen mich unter: christian.larsen@spiraldynamik.com

 

Nützliche Links

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